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Fliegende Fleischeslust – Dicke Vögel fliegen nicht immer hoch…

Auf Anraten einiger Kommentare machen wir uns auf den Weg ins Vogelnest: The Bird. Dieses Restaurant gibt es in Berlin zweimal, irgendwo beim Gesundbrunnen und in der Nähe vom U-Bahnhof Schönleinstraße – neuerdings auch Stöhnleinstrasse genannt. Aufgrund der Nähe entscheiden wir uns für das Restaurant in Neukölln. Uns begrüßt auf Deutsch ein sehr sympathischer Amerikaner mit entsprechendem Akzent. Wir nehmen an einem der vielen Holztische im Restaurant Platz. Die Einrichtung ist spartanisch, passt aber zu einem Burger-Restaurant. Insgesamt wirk das Restaurant hell und sauber. Im Hintergrund läuft lockere pop-rockige Musik.

Nach kurzem Studieren der Karte wird schnell sichtbar, dass es einen Burger nur in Verbindung mit Pommes gibt. Da wir aber sowieso immer auch die Pommer testen, passt das. Für den schnellen Hunger ist das aber natürlich ungünstig.

Nach der Bestellung werden wir gefragt, wie der Burger gebraten werden soll. Wer daufhin „well done“ sagt wird vom netten und lustigen Amerikaner drauf hingewiesen, dass das Fleisch extrem groß ist und so ein „well done“ auch schon mal 35 Minuten dauert. Da wir hier allerdings nicht übernachten wollen, entschieden wir uns doch für die klassische Variante und bestellen „medium“. 

Der Hamburger

The Bird

Also eines können wir dem Hamburger, der hier Ghettoburger heißt, nicht abstreiten: Er hebt sich gegenüber den bisher getesteten Burger nicht nur vom Aussehen ab. Wer hier einen Ghettoburger bestellt bekommt auch einen: Die Buns sind beide getoastet, dazwischen befindet sich Fleisch, viel Fleisch. Keine Sauce, kein Salat, keine Gurken, etc.

„Do it yourself“ ist hier das Motto, denn die Zutaten liegen neben dem Burger auf dem Teller und sind eigentlich überschaubar. 1 Tomate, 13 rote Zwiebelringe, 1 großes Salatblatt und eine halbe, riesige Gewürzgurke liegen bereit für das Umschichten. Ketchup und Mayonnaise stehen auf dem Tisch und schon geht es los. Burger auseinander nehmen, wiegen, belegen, wieder zusammenbauen und hoffen, dass der schiefe Burger-Turm von Berlin irgendwie hält. Je nachdem ob man die ganze Gewürzgurke verwendet hat oder nicht, ist spätestens jetzt der Burger höher als er breit ist. Wer diesen Turm dann essen möchte, braucht schon ein ganz großes Mundwerk.  Die Kiefer müssen schon gute 8 cm auseinander gehen können.

Das Fleisch brachte beim wiegen satte 197 Gramm auf Waage. Somit verlor er gerade etwas mehr als 20% seines ursprünglichen Gewichtes. Der ganze Burger kommt auf ein Gesamtgewicht von 265 Gramm (ohne Zutaten). Damit steht der Sieger im Verhältnis Fleisch zum Rest schon jetzt fest, da der Burger aus insgesamt 74,3 % Fleisch besteht. Und abhängig davon, wie viel Mayonnaie oder Ketchup man verwendet, schmeckt man entweder nur Fleisch oder eben Fleisch mit Ketchup und Mayonnaise.

Das Fleisch ist wirklich lecker, top gebraten und sehr saftig. Gleichzeit allerdings auch sehr fettig.  Aber soll ein Burger nur nach Fleisch schmecken? Wir finden nicht. Aber natürlich kann das jeder für sich selbst entscheiden.

Mit Pommes zahlt man für diesen Fleischbrocken stolze 9,50 Euro. Und das Brötchen hat den Namen nicht verdient, es ist eher ein Toastie aus dem Supermarkt – immerhin getoastet. Um den Burger mit den anderen vergleichen zu können, gehen wir von einer Verteilung 3 Euro für die Pommes und 6,50 Euro für den Burger (bzw. für das Fleisch) aus. Insgesamt verteilen wir aufrund des guten Fleisches magere 3 von 6 Punkten.

Der Chili-Cheeseburger

Gar nicht so einfach einen Chili-Cheeseburger zu bestellen, da er nicht auf der Karte steht. So bitten wir darum, den normalen Cheeseburger einfach mit Jalapeños zu erweitern. Auch hier müssen wir Ketchup, Mayonnaise, Salatblatt, Gewürzgurke, Zwiebeln und die Tomate nachträglich dem Burger hinzufügen. Dieses stellt sich allerdings nicht so einfach dar, da der Käse natürlich geschmolzen und über den Burger und dem Brötchen verteilt ist – es klebt also.

The Bird
Auch beim Chili-Cheese dominiert das Fleisch…

Von den Jalapeños bekommt man leider gar nichts mit, auch hier schmecken wir nur Fleisch. Für die Schärfe vergeben wir daher nur einen mickrigen Punkt. Ganz schwach! Die 1,50 € extra für die Jalapeños kann man sich wirklich sparen und sind eigentlich eine Frechheit. Alles in allem kostet der selbst gebastelte Chili-Cheese stolze 12,00 Euro.

Die Pommes

Kurzum: Sehr unterschiedlich. Einige waren wohl zu lange im Ofen/Fritteuse oder nicht richtig abgeschält und daher ziemlich  dunkel, die anderen hätten noch ein wenig länger im Ofen/Fritteuse bleiben können da sie einfach viel zu wabbelig waren. Ansonsten sind sie schmall und leicht. Im Durchschnitt wiegen die Pommes 3,3 Gramm. Ingesamt werden 239 Gramm Pommes zum Burger serviert. Durchschnittlich beim Gewicht, nicht beim Geschmack: 2 von 6 Punkte.

The Bird
Manche zu knusprig, manche zu lasche – die Pommes überzeugen leider gar nicht.

Fazit

Viele werden unsere Bewertung sicher nicht nachvollziehen können, da dies bisher unser schlechtestes Ergebnis in unserem Test ist. Wie kann das passieren, dass der bekannte Burgerladen „The Bird“, der uns schon oft empfohlen wurden, hier so unter die Räder kommt? Wir finden einfach, dass das Fleisch nicht alles ist. Klar ist Fleisch eine sehr wichtige Zutat auf einem Burger, aber das ist längst noch kein Grund alles andere zu vernachlässigen. Bei einem Preis von 9,50 Euro wollen wir einen fertigen Burger bekommen, der ausgewogen schmeckt. Wenn ich NUR gutes Fleich essen will, dann bestelle ich ein Steak oder hausgemachte Bouletten von Mutti, aber eben keinen Burger. Schade „The Bird“, wir werden keine Stammgäste.

Nicht 90, nicht 95….nein: 101 Gramm Fleisch!

Unser neues Ziel heißt „Burgers Berlin“ in der Sonntagsstraße, direkt am Ostkreuz. Hier ist am frühen Nachmittag des Sonnabends ziemlich viel los. Die rund 25 Sitzplätze im Laden sind fast alle belegt, wir müssen nach unserer Bestellung auf einen freien Platz warten. Aber da ein Burger-Schmaus in der Regel nicht lange dauert, können wir bereits nach wenigen Minuten in einer der „Booths“ Platz nehmen. Zum Glück ist der Platz in der hintersten Ecke frei, so dass wir fast ungestört die Waage, Zentimetermaß, Papier und Stift herausholen können. Irgendwie haben wir uns nämlich immer noch nicht an die fragenden Blicke der anderen Gäste gewöhnt. Alternativ hätten wir uns auch auf die Bierbänke vor dem Laden setzen können – was bei diesem Wetter aber nur die ganz harten Burger-Fans getan haben.

„Burgers Berlin“ mutet amerikanisch an und prompt stand auch eine Horde junger Amerikanerinnen im Laden und bestellten fast ausnahmslos Cheesburgeer. Da der Cheeseburger hier jedoch nicht Cheesburger heißt sondern „Cheesy Cheese“ dachte keine der jungen Damen , dass ihr Burger nach einigen Minuten fertig an der Theke stand als der nette Burgerbrater „Cheesy Cheese ready…“ rief. Die Amerikanerinnen schüttelten alle den Kopf – keine hatte einen Cheesy Cheese bestellt. Also änderte der Burgerbrater die Taktik und sagte „Cheeseburger ready…“. Das funktionierte: Alle Amerikanerinnen sprangen auf…

Na gut – genug Anekdote, nun zum Test:

Der Hamburger

Der Hamburger heißt hier natürlich auch nicht Hamburger sondern „All American“, kostet 3,50 Euro und sieht rundum lecker, groß und so richtig nach Burger aus. Die obere Brötchenhälfte ist mit Sesam bedeckt. Zwischen den Hälften befindet sich saftiges und im Verhältnis zu den bisher getesteten Burgern unglaubliche 101 Gramm (!!!) gebratenes Fleisch. Laut Werbeschild sogar aus eigener Herstellung und mit einem Anfangskampfgewicht von 140 Gramm. Leider konnte der Burger das Gewicht beim Braten wie so oft nicht halten und verlor, wie schon in früheren Tests festgestellt, fast 30 Prozent an Gewicht. Wenn das Abnehmen doch  auch immer so einfach wäre…

Insgesamt überzeugt der Burger aber, so das wir 4,5 von 6 möglichen Punkten verteilen. Wer Biofleisch haben möchte, bekommt dies auch: Ob es allerdings ein oder zwei Euro extra kostet, können wir Euch allerdings nicht sagen, denn es werden zwei unterschiedliche Preise gelistet.

Geheimnis gelüftet: Zutaten des Hamburgers bei "Burgers Berlin"
Geheimnis gelüftet: Zutaten des Hamburgers bei „Burgers Berlin“

Zum Fleisch gesellen sich die üblichen zwei Gewürzgurkenscheiben, eine Tomatenscheibe, drei rote Zwiebelringe, zwei Salatblätter à la „Lollo Bionda“ sowie etwas Salatgeschnetzeltes.Etwas Mayonnaise und Ketchup befindet sich auch noch dazwischen. Mit all den Zutaten kommt der Hamburger auf ein Gesamtgewicht von 253 Gramm und eine Höhe von 6,5 cm nach dem Drucktest. Damit entspricht der Burger dem „Standard“ der bisher getesteten Burger.

Die Burger werden zusammen mit den Pommes in typisch amerikanischen Plastikschalen
Die Burger werden zusammen mit den Pommes in typisch amerikanischen Plastikschalen

Der Chili-Cheese-Burger

Auch der Chili-Cheese-Burger hat im „Burgers Berlin“ einen anderen Namen: „Hot Stuff“. Zutatentechnisch ist er im Vergleich zum „All American“ mit Käse und Jalapenos gepimpt. Es  fällt die ungleiche Verteilung der Jalapenos auf, so dass wir bei jedem Biss neu überrascht werden wie scharf es nun wird. Wer sich auf das Spiel einlassen will, zahlt für den „Hot (Random) Stuff“ lustige 4,00 Euro. Von der Schärfe kommt der Burger auf 3 Punkte und ist somit für die meisten Besucher gut genießbar.

Die Jalapenos erzeugen eine angenehme Schärfe beim "Hot Stuff"
Die Jalapenos erzeugen eine angenehme Schärfe beim „Hot Stuff“

Die Pommes

Die Pommes werden zusammen mit dem Burger in der roten Plastikschale serviert. Dadurch sehen sie nicht ganz so langweilig aus. Für 1,50 Euro haben wir 147 Gramm Pommes Frites bekommen. Im Durchschnitt wiegt eine Pommes 2,77 Gramm. Sie schmecken knusprig und sind ausreichend gesalzen. Leider gibt es zu den Pommes nur Ketchup kostenlos – dieser steht in Ketchup-Flaschen auf den Tischen der Booths.

Mayonnaise kostet leider 20 Cent extra. Alternativ stehen noch fünf weitere Saucen für je 40 Cent zur Auswahl. Das merkwürdige dabei ist, dass die Saucen in kleine weiße Plastikbecher abgefüllt werden . Schön für den Ladenbesitzer, so weiß er immer wie viel Sauce er pro Bestellung ausschenkt, für den Kunden ist das allerdings alles andere als nett. Dafür gibt es ein dickes Minus, allerdings bleibt es auch bei diesem einzigen Minus.

Die Pommes sind knusprig - leider gibts nur Ketchup kostenlos dazu
Die Pommes sind knusprig – leider gibts nur Ketchup kostenlos dazu

Fazit

Solide, lecker, angenehme Atmosphäre, preiswert. Das Gesamtbild passt nicht nur weil es für den Preis ordentlich Fleisch gibt. Die roten Schalen mit den Löchern geben das gewisse american feeling zwar nicht 100% wider, aber dennoch lässt sich in angenehmer Atmosphäre gut Burger essen. Wer auf Saucen vezichtet, kann sich auf ein gutes sowie preiswertes Burger-Erlebnis freuen. Allerdings sollte man etwas Zeit mitbringen: Unsere Bestellung dauerte ganze 17 Minuten und 37 Sekunden. Oder eine Bier-Länge…

Die Preise sind echt in Ordnung im Burgers Berlin
Die Preise sind echt in Ordnung im Burgers Berlin

PS: Wenn wir 2,20 Euro an Spendengeldern erhalten, werden wir für Euch dort auch noch einmal alle 6 Saucen bestellen, wiegen und einem Geschmackstest unterziehen…Der Spender wird auf Wunsch gerne namentlich im Blog benannt 🙂